Kein Tabuthema: alles, was du über Hämorrhoiden in der Schwangerschaft wissen musst

Für Betroffene häufig ein schambehaftetes Thema: Hämorrhoiden. Dabei sind vergrößerte Hämorrhoiden weiter verbreitet als du denkst. Sie zählen zu einer der häufigsten Begleiterscheinungen von Schwangerschaften. Etwa die Hälfte aller werdenden Mütter leidet in der Zeit vor oder nach der Geburt an vergrößerten Hämorrhoiden. Was genau Hämorrhoiden eigentlich sind, ob sie eine Gefahr für deine Gesundheit darstellen und wie du sie während der Schwangerschaft am besten behandeln kannst, erfährst du in diesem Artikel.


Hämorrhoiden: nicht von Natur aus eine Krankheit

  • Wenn wir das Wort „Hämorrhoiden“ hören, denken wir automatisch an eine unangenehme Krankheit. Tatsächlich leitet sich der Begriff Hämorrhoiden von den griechischen Worten haima = Blut und rhein = fließen ab und bezeichnet einen vollkommen normalen und gesunden Teil des Körpers. Es handelt sich um Gefäßpolster unter der Schleimhaut im Analkanal, die zusammen mit dem Schließmuskel dafür sorgen, dass der Enddarm vollständig verschlossen wird. Jeder Mensch hat ab seinem 10. Lebensjahr Hämorrhoidalpolster.
  • Die korrekte Bezeichnung für krankhaft vergrößerte Hämorrhoiden lautet Hämorrhoidalleiden. Eine Vergrößerung findet statt, wenn das Blut, das durch Venen und Arterien in die Schwellkörper gepumpt wird, nicht mehr vollständig zurückfließen kann. Die Hämorrhoiden werden in ihrer natürlichen Funktion beeinträchtigt und Betroffene beginnen, erste Symptome wahrzunehmen.

Symptome: so machen sich vergrößerte Hämorrhoiden bemerkbar

Falls du eines oder mehrere der aufgelisteten Symptome während deiner Schwangerschaft bemerkst, gibt eine ärztliche Untersuchung Sicherheit über ihren Ursprung. Du solltest zeitnah einen Termin vereinbaren, um die Ursache abklären zu lassen.

  • Jucken und Brennen im Analbereich
  • Stuhlverunreinigungen (Blutungen oder Schleimabsonderungen beim Stuhlgang)
  • Stuhlschmieren (wird häufig mit beginnender Inkontinenz verwechselt)
  • Schmerzen beim Sitzen
  • Nässen
  • Druck- und Fremdkörpergefühl im Enddarm

Die vier Stadien eines Hämorrhoidalleidens

Eine leichte Vergrößerung der Hämorrhoiden wird von Betroffenen in der Regel nicht bemerkt, da sie weder sicht- noch fühlbar sind. Im Laufe der Zeit können sie sich jedoch weiter ausdehnen und machen sich in der Regel durch unangenehme Begleiterscheinungen bemerkbar. Ein Hämorrhoidalleiden lässt sich in vier Grade unterteilen.

1. Grad:

die Hämorrhoiden sind nicht tastbar und werden höchstens durch Blut im Stuhl vermutet.

2. Grad:

in diesem Stadium können Hämorrhoiden während des Stuhlgangs bereits aus dem After gedrückt werden, sie ziehen sich jedoch von alleine in den Darm zurück. Die aufgeführten Beschwerden treten in diesem Stadium erstmals verstärkt auf.

3. Grad:

die Hämorrhoiden ziehen sich aufgrund ihrer Schwellgröße nicht mehr von alleine in den Enddarm zurück. Sie können zurückgedrückt werden, sind aber ständig fühl- und tastbar. In diesem Stadium verursachen sie zum Teil starke Schmerzen. Begleiterkrankungen wie Analekzeme können entstehen.

4. Grad:

in diesem Stadium spricht man von „Äußeren Hämorrhoiden“, da sich die erweiterten Gefäße nicht mehr in den Analkanal zurückziehen können. Eine Besserung tritt nicht von alleine ein. Bei Schwangeren entwickeln sich Hämorrhoiden nur selten bis ins vierte Stadium.

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Allgemeine Risikofaktoren und Ursachen für Hämorrhoiden in der Schwangerschaft

Weshalb Hämorrhoiden sich vergrößern, kann verschiedene Ursachen haben. Diese Faktoren spielen bei der Ausdehnung eine Rolle:

  • Ernährung (wenig Ballaststoffe, geringe Darmtätigkeit)
  • Übergewicht
  • Zu wenig Bewegung (sitzende Tätigkeiten überwiegen)
  • Krankhafte Veränderungen des Stuhlgangs (Verstopfungen und Durchfall)
  • Zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
  • Zu fordernder Sport (Gewichte, Springbewegungen)
  • Eine erblich bedingte Bindegewebsschwäche
  • Häufiges Unterdrücken des Stuhlgangs

Hämorrhoidalleiden in der Schwangerschaft: deshalb kommt es dazu

Bestimmte Schwangerschaftshormone erhöhen die Blutzufuhr der Hämorrhoiden, die infolgedessen anschwellen. Während der Schwangerschaft nehmen Frauen im Schnitt zwischen fünf und 18 Kilogramm zu. Das Gewicht, etwaige Wassereinlagerungen und der durch die wachsende Gebärmutter ausgeübte Druck können eine Vergrößerung der Schwellkörper begünstigen. Das Bindegewebe wird durch eine Schwangerschaft stark beansprucht. Es kann im Analbereich erschlaffen. Dadurch vergrößern sich Hämorrhoiden leichter.

Eine weitere unliebsame Nebenerscheinung einer Schwangerschaft sind Verstopfungen. Diese sind auf Ernährungsumstellungen und Veränderungen im Hormonhaushalt, sowie mangelnde Bewegung zurückzuführen und kein Grund zur Beunruhigung. Allerdings kann die Veränderung des Stuhlvolumens die Blutzufuhr der Hämorrhoiden beeinflussen.

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Wann treten Hämorrhoiden in der Schwangerschaft auf?

Hämorrhoiden treten häufig gegen Ende der Schwangerschaft auf, da die Belastung für den Körper in den letzten Wochen vor der Geburt am größten ist. Das Kind senkt sich in Vorbereitung auf den Geburtsprozess tief ins Becken und belastet den Beckenboden dadurch. Das führt zu Schmerzen, Blasenschwäche und vergrößerten Hämorrhoiden.

Welcher Arzt ist für Hämorrhoidalleiden zuständig?

Wenn du den Verdacht hast, deine Hämorrhoiden könnten sich vergrößert haben, kannst du das zunächst beim nächsten gynäkologischen Termin ansprechen. Bei der äußeren Untersuchung wird dein Arzt oder deine Ärztin feststellen können, ob du dich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindest. Für eine innere Untersuchung sind Proktolog:innen zuständig. Sie führen eine Enddarmspiegelung oder eine Tastuntersuchung durch, um eine Diagnose zu stellen. Die Symptome, die auf vergrößerte Hämorrhoiden hinweisen, sind auch Indikatoren für andere Krankheiten des Magen-Darm-Bereiches und sollten deshalb immer ernst genommen werden. Die meisten Erkrankungen des Enddarms lassen sich ohne Eingriff behandeln. Je früher eine Untersuchung erfolgt, desto schneller kannst du mit einer geeigneten Therapie beginnen.

Können sich die Hämorrhoiden in der Schwangerschaft und Stillzeit von alleine zurückbilden?

Es ist durchaus möglich, dass sich deine Hämorrhoiden nach der Geburt deines Kindes innerhalb von 24 Wochen wieder zurückbilden. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Hämorrhoiden des vierten Grades können sich nicht mehr von alleine zurückbilden. In diesem Fall ist eine Operation aufgrund der massiven Beschwerden nicht vermeidbar. Es handelt sich bei den präferierten OP-Formen um minimal invasive Eingriffe, die circa 20 Minuten dauern. Sie werden unter Teil- oder Vollnarkose durchgeführt. Danach musst du bis zu zwei Tage im Krankenhaus bleiben. Der Eingriff bietet keine Garantie dafür, dass deine Hämorrhoiden sich nie wieder vergrößern. Besonders bei einer weiteren Schwangerschaft besteht das Risiko eines wiederholten Leidens.

Sind Hämorrhoiden ansteckend?

Nein, Hämorrhoiden sind nicht ansteckend. Lediglich eine erbliche Veranlagung kann dazu führen, dass ein Hämorrhoidalleiden in der Familie liegt. Sie können sich weder auf dein Kind noch auf andere Personen übertragen, die bei der Geburt anwesend sind.

Sind Hämorrhoiden gefährlich für die Gesundheit?

Für dein Kind sind Hämorrhoiden vollkommen ungefährlich. Und auch für dich bedeutet dieses Leiden keine Lebensgefahr. Je nach Schweregrad und damit einhergehenden Schmerzen haben Hämorrhoiden allerdings durchaus einen Einfluss auf deine Lebensqualität, weshalb bei Beschwerden, die über vier Wochen anhalten, ein Arzt aufgesucht werden sollte.

Hämorrhoiden während der Geburt

Durch starkes Pressen, das zum natürlichen Geburtsvorgang gehört, können Hämorrhoiden entstehen. Der Beckenboden wird durch den Druck stark belastet. Im Normalfall bilden sich die entstehenden Krampfadern in den darauffolgenden Wochen zurück und die Hämorrhoiden schwellen ab. Durch beckenbodenkräftigende Übungen während der Schwangerschaft kannst du diesem Hämorrhoidalleiden vorbeugen.

Wie werden Hämorrhoiden in der Schwangerschaft am besten behandelt?

Sobald du erste Anzeichen von Hämorrhoiden bemerkst, solltest du mit einer Behandlung beginnen. So kannst du eine Verschlimmerung verhindern. Auch Ärztinnen und Ärzte raten Betroffenen zunächst zu einer sogenannten „Basistherapie“, die aus schmerzlindernden Mitteln wie Cremes und Salben, sowie Hausmitteln wie Sitzbädern besteht. Auf welche Methoden zur sanften Behandlung von Hämorrhoidalleiden du als Schwangere zurückgreifen kannst, erläutern wir dir weiter unten.

Zur Behandlung eignen sich auch Zäpfchen zur inneren Anwendung und Schmerzlinderung und ärztlich verschriebene Betäubungscremes, die die beanspruchte Haut betäuben und dir so einen schmerzfreieren Alltag ermöglichen.

Diese Methoden eignen sich nicht für eine Behandlung während der Schwangerschaft

Da eine Narkose während der Schwangerschaft nicht empfehlenswert ist und nach Möglichkeit vermieden wird, ist eine Hämorrhoiden Operation oft erst nach der Geburt in Erwägung gezogen. Bei einem Analprolaps oder anhaltend starken Blutungen während der Schwangerschaft kann aber auch während der Schwangerschaft operiert werden. Dabei handelt es sich um eine sehr individuelle Entscheidung, die Patientin und Ärzte gemeinsam besprechen.

Nicht alle Medikamente werden für Schwangere empfohlen. Vor der Anwendung solltest du dich von deiner Ärztin beraten lassen.

Wenn du selbst recherchieren möchtest, welche Wirkstoffe in Schwangerschaft und Stillzeit geeignet sind, kannst du auf der Website www.embryotox.de nachlesen. Die Informationen stammen vom Pharmakovigilanz - und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin in Berlin. Die eigene Recherche ersetzt keine ärztliche Beratung.

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Hausmittel für Hämorrhoiden in der Schwangerschaft

Da Hämorrhoiden nicht von heute auf morgen verschwinden, sondern eher dazu neigen, sich ohne Behandlung zu verschlimmern, ist eine frühzeitige Therapie ratsam. Der Fokus liegt dabei auf zwei Bereichen: die Schmerzlinderung und potenziell eine Änderung der Lebensweise. Um die Schmerzen zu lindern, bieten sich natürliche Mittel wie Sitzbäder oder Kompressen an.

Sitzbäder

Wohltuend und schmerzlindernd: Sitzbäder sind ein simples, aber effektives Mittel im Kampf gegen das Hämorrhoidalleiden. Ob du kaltes oder warmes Wasser verwendest, bleibt dir überlassen. Du kannst Zusätze wie Salbei oder Kamille ins Wasser geben, um die heilende Wirkung zu unterstützen. Juckreiz und Brennen am After werden sanft gelindert. Vor der Anwendung solltest du Rücksprache mit deiner Hebamme oder der behandelnden Gynäkologin halten.

Kompressen

Bei akuten Beschwerden können Kompressen kühlen und unangenehmen Juckreiz lindern. Dazu kannst du Wattepads verwenden, die du in stark aufgebrühten, abgekühlten Kamillentee tunkst. Achte darauf, dass die Wattepads Bioqualität haben! Vor der Anwendung solltest du dir das Okay deiner Hebamme holen.

Hilfe im Wochenbett: diese Produkte helfen bei schmerzenden Hämorrhoiden

Speziell gefertigte Sitzringe oder Hämorrhoidenkissen können dir besonders im Wochenbett helfen, in dem du die meiste Zeit im Sitzen oder Liegen verbringst. Diese Positionen können mit vergrößerten Hämorrhoiden als unangenehm empfunden werden. Ringe oder Kissen dämpfen den Druck auf dein Becken und verringern die Reibung. Zusätzlich kannst du Salben und Cremes verwenden, die die empfindliche Haut pflegen.

Sanft und sauber: die achtsame Hygiene

Dass vergrößerte Hämorrhoiden eine Folge mangelnder Hygiene sind, ist ein Mythos. Ganz unzusammenhängend sind die beiden Themen aber nicht. Eine sanfte Reinigung deines Analbereiches kann den Heilungsprozess unterstützen. Das gilt nicht nur für Hämorrhoiden in der Schwangerschaft. Toilettenpapier ist oft rau und reizt die empfindliche Haut am After, die durch die vergrößerten Hämorrhoiden ohnehin beansprucht ist. Besser ist ein lauwarmer Waschlappen, den du regelmäßig wechselst, oder feuchtes Toilettenpapier. Beliebt sind auch Intimduschen. Sie sparen Papier und reinigen deinen Po sanft mit Wasser.

Hämorrhoidensalbe und Co.: diese Wirkstoffe beruhigen beanspruchte Haut

Zink und Panthenol kommen im Arzneimittel gegen Hämorrhoidalleiden gerne zum Einsatz. Sie wirken entzündungshemmend und fördern die Heilung wunder Haut. Pflanzliche Inhaltstoffe wie Johanniskraut, Schafgarbe oder Aloe Vera lindern Beschwerden wie Schmerzen und Juckreiz bei Hämorrhoiden in der Schwangerschaft.

Lasse dich in der Apotheke beraten, welcher Wirkstoff für dich infrage kommt, da bei Schwangeren nicht alle Produkte angewendet werden können.

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Hämorrhoiden in der Schwangerschaft vorbeugen

Generell wird empfohlen, den Druck auf den Beckenboden möglichst zu verringern. Dazu eignen sich zum Beispiel speziell für Schwangere konzipierte Übungen. Langes Sitzen sollte zugunsten der Darmgesundheit ohnehin vermieden werden. Baue kleine Spaziergänge und sanfte Bewegung, so gut es dein wachsender Bauch zulässt, in deinen Alltag ein.

Um Rückenschmerzen vorzubeugen, wird Frauen empfohlen, bereits ab der ersten Hälfte der Schwangerschaft beckenbodenstärkende Übungen durchzuführen. Idealerweise trainierst du deinen Beckenboden einmal täglich. Indem du ihn stärkst, kannst du auch Erweiterungen deiner Hämorrhoiden vorbeugen.

Die Ernährung spielt eine enorm wichtige Rolle in der Vorbeugung von Hämorrhoiden. Das gilt übrigens nicht nur für Schwangere! Eine ballaststoffreiche Ernährung bindet Wasser im Darm und erhöht das Stuhlvolumen. In Verbindung mit einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr sorgt sie für eine aktive Darmbewegung. Ein gesunder Stuhl ist die Grundvoraussetzung für problemlos funktionierende Gefäßpolster.