Juckreiz am After: Ursachen und Behandlung
Es zwickt und zwackt am Po. Ein kurzes Jucken der Haut kennt wohl jeder von uns, doch wenn das juckende Gefühl nicht mehr aufhört und sich der Kratzdrang zwischen den Pobacken ins Unerträgliche steigert, liegen meist medizinische Gründe vor. Die häufigsten Ursachen sind mangelnde Hygiene und vergrößerte Hämorrhoiden. Welche Ursachen es für ein regelmäßiges Afterjucken noch gibt, wann du zum Arzt gehen solltest und durch welche Maßnahmen du das Jucken am After lindern kannst, erfährst du hier.
Ursachen für Juckreiz am After
Afterjucken – medizinisch Pruritus ani (Pruritus: von lat. prurire, dt. jucken; ani: von Anus, dt. After) genannt – bedeutet für viele Betroffene einen hohen Leidensdruck mit einer längeren Krankengeschichte. Vor allem wenn der Juckreiz anhält, von Schmerzen, Blutungen oder anderen Symptomen begleitet wird, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, um eine korrekte Diagnose und Behandlung zu erhalten. Die richtigen Ansprechpartner sind für Pruritus ani neben dem Hausarzt Proktologen, Gastroenterologen, Dermatologen oder Urologen.
Die Diagnosestellung ist jedoch meist langwierig, da viele Menschen aufgrund von Scham oft erst spät ärztlichen Rat einholen. Obwohl größtenteils harmlose Gründe dahinterstecken, wie beispielsweise eine unzureichende Hygiene, kann das Afterjucken auch ein Symptom für gewisse Erkrankungen, wie Hämorrhoidalleiden oder Pilzinfektionen sein.
Viele gehen jedoch erst zum Arzt, wenn ein Teufelskreis aus Jucken-Kratzen-Jucken beginnt, bei dem das Kratzen irgendwann zu noch mehr Juckreiz führt und der Leidensdruck das Schamgefühl überwältigt.
Bist du beim Arzt, kann es viele Ursachen für dein ständiges Jucken am After geben. Nachfolgend findest du die gängigsten Gründe zum Juckreiz am After.
Funktionale Ursachen für Jucken am After: Hämorrhoiden, Analprolaps
Hämorrhoiden und Analprolaps lösen besonders häufig Afterjucken aus. Hämorrhoiden hat jeder – ja, du auch! Als Hämorrhoiden wird die Vergrößerung des Blutgefäßpolsters am Darmausgang bezeichnet, die normalerweise für eine ideale Abdichtung sorgen, damit der Stuhlgang nicht ungehindert aus dem Enddarm tritt.
Sind sie vergrößert, funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr zuverlässig, so dass Flüssigkeiten sowie Stuhl nach außen treten können. Obwohl Hämorrhoiden selbst nicht zum Kratzen verleiten, können sie durch Schaffen eines feuchten Klimas zu Hautreizungen, Entzündungen und Juckreiz führen. Was du konkret dagegen tun kannst, erfährst du bei uns im Beitrag Hämorrhoiden behandeln.
Analprolaps tritt auf, wenn sich der Analkanal nach außen wölbt, was zu einem schmerzhaften Gefühl sowie Blutungen am After führen kann. Ein Prolaps führt zu ähnlichen Beschwerden wie bei einem Hämorrhoidalleiden, so dass der vermehrte Kontakt mit Stuhl und häufigeres Abwischen nach dem Toilettengang das Jucken begünstigt.
Mangelhafte Hygiene, Stuhlreste im Analkanal
Reinigst du deinen Anus wirklich immer gründlich? Oder findest du doch noch manchmal eine braune Stuhl-Spur in deiner Unterhose? Denn verbleibende Reste vom Stuhl sind ideale Voraussetzungen, um das umliegende Gewebe zu reizen und Hautirritationen zu verursachen.
Darum ist Hygiene das A und O: Säubere deinen Po immer besonders gründlich und vorsichtig mit weichem Toilettenpapier. Ist das für dich unangenehm, verwende lauwarmes Wasser – Seife brauchst du nicht – und tupfe danach deine Haut im Intimbereich trocken.
Denkst du jetzt, dass feuchtes Toilettenpapier doch für die optimale Hygiene eigentlich praktisch wäre, sei lieber vorsichtig: viele enthaltene hautreizende Stoffe. Bist du am After ein Sensibelchen, verzichte beim Gang auf die Toilette lieber drauf.
So wie eine schlechte Analhygiene zu Afterjucken führen kann, gilt dieses auch für eine übertriebene Analhygiene mit Intimwaschlotionen & Co. Finde hier die für dich und deinen Körper passende hygienische Balance.
Parasiten als Ursache fürs Jucken
Besonders bei Kindern ist auch ein Befall mit Madenwürmern eine mögliche Ursache, warum es zum Pruritus ani kommt. Die Ansteckung mit Madenwürmern findet in der Regel über Spuren von infizierten Stuhlgangresten statt, die unbeabsichtigt – zum Beispiel über Spielzeug – in den Mund gelangen. Parasiten können auch über Lebensmittel wie Gemüse, die mit Kot verunreinigt sind, übertragen werden.
Ebenfalls kannst du auch als erwachsene Person mit anderen parasitären Würmern, wie Bandwürmer, befallen werden. Hier ist vor allem das nächtliche Afterjucken kennzeichnend, wenn die Würmer ihre Eier am Anus ablegen, während du im Bett ruhst.
Dermatologische Ursachen fürs Jucken
Bei etwa der Hälfte aller Patienten mit Afterjucken finden sich dermatologische Ursachen. Die häufigsten sind:
Analekzem
Dies ist eine Form von Ekzem, das den Analbereich betrifft und auch Kontaktekzem genannt wird. Es verursacht Rötungen, Schwellungen, Juckreiz und Brennen am Darmausgang. In vielen Fällen sind vergrößerte Hämorrhoiden der Grund für die Ausbildung dieser Ekzeme.
Pilzinfektionen
Pilzinfektionen wie Candidiasis können den Analbereich betreffen und Juckreiz im Intimbereich verursachen.
Wie bereits erwähnt, sind die schwammartigen Enddarmgefäßpolster oftmals verantwortlich für den Leidensdruck inklusive Fremdkörpergefühl, Schmerz, Blutung und das ständige Jucken.
Feigwarzen
Auch die von Humanen Papillomviren oft verursachten Feigwarzen können Entzündungen im analen Bereich hervorrufen.
Analkrebs
Obwohl es selten ist, kann Analkrebs zu Jucken am After und schmerzhaften Hautpartien im Intimbereich führen.
Hautreizungen
Hautreizungen können durch bestimmte Stoffe, wie beispielsweise Waschmittel, Seifen oder Feuchttücher entstehen. Ebenfalls können zu extreme Hygienemaßnahmen den Intimbereich unnötig reizen und weitere Erkrankungen begünstigen.
Psoriasis vulgaris
Die Schuppenflechte ist eine Erkrankung, die durch entzündlich veränderte Haut mit Rötung und Schuppung charakterisiert ist. Die Erkrankung kann sich auch im Analbereich manifestieren, so dass du ständig kratzen musst.
Skabies
Skabies ist eine parasitäre Infektion mit Krätzmilben, die Juckreiz und Hautausschläge verursachen kann. Die Erkrankung ist als Krätze bekannt, ansteckend und kann sich auch auf den Analbereich ausbreiten.
Afterjucken durch Darmerkrankung
Auch diverse Erkrankungen des Darms können zu Afterjucken führen. Auslöser können beispielsweise diese Erkrankungen sein:
-
Reizdarmsyndrom: Typische Symptome sind Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung. Einige Patienten klagen auch über Afterjucken.
-
Colitis ulcerosa: Colitis ulcerosa ist eine chronische entzündliche Darmerkrankung, die zu schmerzhaften Beschwerden, Durchfall und Blutungen sowie Juckreiz am After führen kann.
-
Morbus Crohn: Bei der entzündlichen Erkrankung, die jeden Teil des Verdauungstrakts betreffen kann – einschließlich des Analkanals – kommt auch das Symptom des Juckreizes am After vor.
Jucken am After durch Infektion
Auch eine Infektion kann eine Ursache für rektalen Juckreiz sein. Infektionen im Analbereich können durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten verursacht werden.
Einige der häufigsten Infektionen, die Juckreiz im Analbereich verursachen, sind Analfissuren, Pilzinfektionen, sexuell übertragbare Infektionen wie Feigwarzen und parasitäre Infektionen.
Juckender After durch externe Ursachen
Nahrungsmittel
Nicht alle Nahrungsmittel werden von deinem Körper geliebt, so dass sie analen Juckreiz auslösen können. Nahrungsmittel wie Kaffee, Schokolade, Nüsse, stark gewürzte Speisen, Zitrusfrüchte und Milchprodukte sowie Alkohol gehören dazu.
Allergien
Allergische Reaktionen auf bestimmte Stoffe wie Duftstoffe, Waschmittel oder Latex können auch Pruritus ani verursachen. Gerade Kontaktallergien auf Seifen und WC-Papier kommen häufiger vor.
Kleidung
Enge Kleidung oder Unterwäsche, die an der Haut reibt und Feuchtigkeit im Analbereich bindet, kann zu Hautirritationen führen.
Sitzender Lebensstil
Wenig Bewegung oder langes Sitzen kann zu einer erhöhten Reibung in der Analregion führen und somit zu Juckreiz beitragen.
Analverkehr
Analverkehr oder andere Formen von sexuellem Kontakt können die Intimhygiene beeinträchtigen, so dass der After zu jucken beginnt.
Idiopathische oder psychische Ursachen
Manchmal können Ärzte keine organischen Ursachen für das Afterjucken diagnostizieren. Mediziner sprechen dann von "idiopathischer Ursache". In solchen Fällen kann es schwierig sein, eine genaue Diagnose zu stellen.
Psychische Ursachen können auch eine Rolle bei Juckreiz am After spielen. Stress und Angst können den Körper in einen Zustand versetzen, der das Jucken und Brennen am After auslösen kann. In einigen Fällen kann Juckreiz am After auch ein Symptom von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen sein.
Wie häufig tritt Pruritus ani auf?
Da Juckreiz am After ein Tabuthema ist und nach wie vor eine gewisse Scham bei Menschen auslöst, gibt es keine exakten Zahlen über jährliche Neuerkrankungen, da die Mehrheit der Patienten bei weniger starkem Juckreiz am After die Symptome selbst versucht zu behandeln.
Laut Studien sind etwa 1–45 % der Bevölkerung davon betroffen. Der Grund für diese hohe Spanne ist die Dunkelziffer, weil keiner gerne über sein Afterjucken spricht.
Gewiss ist aber, dass Afterjucken eines der häufigsten Symptome ist, warum Betroffene in eine proktologische Praxis gehen. Überdurchschnittlich häufig sind Männer ab 40 Jahren davon betroffen.
Afterjucken bei Kindern
Nicht nur Erwachsene sind vom Juckreiz am After betroffen, auch Kinder kennen das Gefühl – vor allem Mädchen. Denn Afterjucken, aber auch der Juckreiz im Bereich der Scheide ist kennzeichnend für die Kleinen, da die anatomische Nähe von Scheide und After leicht zur Verunreinigung der Scheide durch Stuhlreste führen kann.
Zudem ist die Haut der Scheide und des Analbereichs bei Kindern noch sehr dünn – und damit auch anfälliger für Verletzungen, wenn Kinder zum Beispiel unter Verstopfungen leiden und zu stark beim Stuhlgang pressen.
Wichtig ist auch das Thema Hygiene: Reinigen Kinder den Afterbereich nach dem Stuhlgang nicht gründlich genug, steigt das Risiko für Afterjucken. Aber auch zu häufiges oder zu starkes Reinigen kann zu Reizungen und Juckreiz der kindlichen Haut führen.
Besonders bei Kindern ist auch ein Befall mit Madenwürmern eine mögliche Ursache des Afterjuckens.
Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bei deinem Kind bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, solltest du immer zum Kinderarzt gehen.
Afterjucken: Wann zum Arzt?
Es ist in der Regel ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn bei dir das Afterjucken länger als eine Woche anhält oder von anderen Symptomen begleitet wird, wie zum Beispiel:
-
Schmerzen oder Brennen am After
-
Blutungen aus dem After
-
Ausschlag, extreme Rötung oder Hautveränderungen am After
-
Schwierigkeiten beim Stuhlgang
-
Gewichtsverlust oder andere ungewöhnliche Symptome
Diese Symptome können auf schwerwiegendere Erkrankungen wie Analfissuren, Analthrombosen, Analkrebs oder anderen Erkrankungen hinweisen, die eine sofortige und spezifische Behandlung erfordern.
Der Arzt kann dann die Ursache deines Juckreizes feststellen und eine für dich passende Behandlung empfehlen, die je nach Ursache lokal wirkende Cremes oder Hausmittel umfassen kann.
Um die Diagnose abzuklären, können folgende Methoden zur Untersuchung stattfinden:
-
Enddarmabtastung (rektale Untersuchung)
-
Analkanalspiegelung (Proktoskopie)
-
Enddarmspiegelung (Rektoskopie)
-
Dickdarmspiegelung (Koloskopie)
-
Gewebeprobe (Biopsie) bei länger bestehendem Pruritus ani
-
Blutabnahme (Untersuchung der Entzündungswerte)
Was hilft gegen Jucken und Brennen am After?
Wenn du von einem unangenehmen Afterjucken betroffen bist, achte vor allem auf eine sanfte Pflege des Afters und der umliegenden Haut, damit der Bereich nicht unnötig gereizt wird. Folgende Tipps können dein Beschwerdebild lindern:
1. Verbessere deine Intimhygiene:
Reinige deinen After sanft mit lauwarmem Wasser und milden Seifen. Vermeide zu starkes Schrubben oder das Verwenden von Seife mit Parfüm, die deine Haut zusätzlich noch reizen kann. Verwende lieber sehr weiches Toilettenpapier oder bei Bedarf Feuchttücher ohne Duftstoffe, die für sensible Haut geeignet sind.
2. Verwende Cremes oder Salben mit heilenden Wirkstoffen:
Cremes oder Salben mit Inhaltsstoffen wie Zinkoxid oder Hydrocortison können helfen, deine Beschwerden in der Analregion zu lindern. Insbesondere bei pilzbedingtem Afterjucken kann Zinksalbe mit antimykotischen Wirkstoffen den Juckreiz am After lindern, da Zink die Heilung der Haut unterstützt und diese durch ihre wasserabweisenden Eigenschaften gegen Feuchtigkeit versiegelt.
Auch bei Hämorrhoiden inklusive Afterjucken ist eine Salbe oder ein Gel das Mittel der Wahl. In frühen Stadien können Hämorrhoiden gut mit cortisonhaltigen oder lokal betäubenden Salben behandelt werden. Erhalte weiterführende Informationen dazu in unserem Beitrag Hämorrhoiden Salbe.
Wichtig: Entzündungshemmende Cremes bei Jucken am After bitte nur kurzfristig und in Absprache mit deinem behandelnden Arzt anwenden.
3. Nehme ein Sitzbad:
Für Betroffene kann ein warmes Sitzbad von 10-15 Minuten wohltuend sein. Als Hausmittel sind Sitzbäder mit Kamillenblüten, Eichenrindenextrakt oder Hamamelis zu empfehlen. Finde geeignete, entzündungshemmende und lindernde Zusätze in der Apotheke. Vermeide jedoch zu heißes Wasser, da dies deine Haut unnötig reizen kann und noch zu mehr Rötung führt.
Keins der Extrakte solltest du ohne ärztliche Anordnung ausprobieren, da die natürliche Schutzschicht deiner Haut rings um den After zerstört werden könnte und es den Juckreiz am Po somit verstärkt.
4. Greife zu Schmerzmitteln:
Bei starken Schmerzen kannst du kurzzeitig Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen einnehmen, damit die Symptome gelindert werden.
5. Vermeide ein feuchtes Milieu:
Halte deine Analregion stets trocken, indem du ihn nach dem Duschen oder Waschen gründlich abtrocknest. Ziehe danach am besten atmungsaktive Baumwoll-Unterwäsche an, damit keine Feuchtigkeit im Intimbereich entsteht.
6. Vermeide Trigger-Faktoren:
Verzichte auf Lebensmittel, die Juckreiz auslösen können, wie scharfes, fetthaltiges Essen, Nüsse, salziges oder Zitrusfrüchte sowie Koffein und Alkohol. Auch enge Kleidung oder synthetische Unterwäsche, die zu Reizungen führen können, solltest du vorerst ad acta legen.
Diese Maßnahmen bieten meist nur vorübergehende Linderung gegen Pruritus ani, denn es ist wichtig, dass deine zugrunde liegende Ursache des Juckreizes behandelt wird, um langfristig deine Krankengeschichte in der Analregion zu bekämpfen. Denn nichts ist unangenehmer, als in der Öffentlichkeit plötzlich einen Juckreiz am Hintern zu spüren. Hast du das regelmäßig, solltest du keine Scham haben einen Arzttermin beim Proktologen oder einem anderen Arzt deines Vertrauens zu vereinbaren, um die Auslöser medizinisch bewerten zu lassen und mit der passenden Behandlung gegen das Jucken zu beginnen.
Fazit
Afterjucken ist ein häufig auftretendes Problem, das deine Lebensqualität massiv beeinträchtigen kann. Die beste Methode, um Afterjucken zu verhindern, ist die Ursache zu kennen. Wenn du zum Beispiel Afterjucken aufgrund von Hämorrhoiden hast bzw. hattest, solltest du es vermeiden erneut vergrößerte Hämorrhoiden zu bekommen. Achte also hier auf eine passende Prävention. Welche Vorbeugungsmaßnahmen dir einen Arztbesuch samt rektaler Untersuchung ersparen können, kannst du bei uns unter anderem hier nachlesen.