Zecken bei Kindern

Sommerzeit ist Zeckenzeit. Bei warmen Temperaturen bringt Kindern das Spielen draußen besonders viel Spaß. Doch lauern in der Natur – insbesondere im Gebüsch, im Wald oder auf Wiesen – oftmals kleine, dunkle Blutsauger: Zecken. In der Regel sind die Spinnentiere ungefährlich, doch können sie Krankheiten wie Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Daher ist es als Eltern wichtig zu wissen, wie man Zeckenbissen vorbeugen kann, woran eine Infektion zu erkennen ist und wann du mit deinem Kind besser zum Arzt gehen solltest. Das erfährst du hier!

Zeckenbiss: Kinder sind besonders gefährdet

Das Thermometer zeigt T-Shirt- und kurze Hosen-Temperaturen an. Also raus mit den Kindern in die Natur. Ob Streifzüge durchs Unterholz, eine Partie Fußball auf dem grünen Rasen oder Versteckspielen im Gebüsch – all dieses sind neben beliebten Spielorten auch typische Zeckenareale. Da sich spielende Kinder über mögliche Gefahren keine Gedanken machen, sind sie für Zeckenbisse besonders gefährdet. Denn Zecken können Kinder an jeglichen Körperstellen treffen, vor allem wenn diese unbedeckt sind.

Niedrige Vegetation erhöht Zeckenbisse

In der Regel ist es nicht die Zecke, die auf kleine, spielende Kinder krabbelt, sondern die Heranwachsenden, deren Körper mit Gras, Sträuchern und Büschen in Berührung kommt und die Zecken von dort abstreift, so dass sie sich dann auf der zarten Haut festsetzen. Demzufolge erhöht Kontakt mit niedriger Vegetation die Wahrscheinlichkeit sich eine Zecke einzufangen – gerade im Sommer, wenn die Kinderbeine unbedeckt durchs Grüne laufen. Aber auch wer abseits der Wanderwege spaziert, hat ein erhöhtes Risiko für einen Stich.

Krankheitserreger im Zeckenspeichel

Stich? Ja, auch wenn alle immer von einem Zeckenbiss sprechen, so handelt es sich in Wahrheit bei den blutsaugenden Tierchen um Stiche. Denn die Zecke ritzt mit ihren Kieferklauen die Haut an und schiebt einen Art Stachel in die Wunde, der sich vor Ort verankert. Aus der Einstichstelle saugt die Zecke dann Blut.

Vorher gibt die Zecke noch Speichel in die Wunde ab. Im Speichel der Zecke sind Stoffe, die die menschliche Blutgerinnung hemmen. Dadurch kann die Zecke effektiver Blut saugen.

Achtung: In dem Zeckenspeichel können Erreger enthalten sein, die so auf uns Menschen übertragen werden.

Verbreitung von FSME-Viren und Borrelien

Genau diese Krankheitserreger sind dafür verantwortlich, dass Kinder und Erwachsene durch Bakterien an Borreliose und durch Viren an Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erkranken.

Die beiden Krankheiten, ausgelöst durch einen Zeckenstich, unterscheiden sich wie folgt:

Borreliose:

Die in Europa am häufigsten durch Zecken übertragene Erkrankung ist die Lyme-Borreliose. Die Erreger der Borrelien-Infektion kann sich jeder einfangen, egal ob man in Nord-, Süd-, West- oder Ost-Deutschland wohnt. Bestimmte Risikogebiete gibt es hier nicht. Denn im Unterschied zum FSME-Erreger ist das Auftreten der Bakterien, welche die Lyme-Borreliose verursachen können, nicht auf bestimmte Regionen beschränkt.

Schätzungsweise 30 Prozent der Zecken sind mit diesen Borrelien infiziert. Doch die Gefahr an Borreliose zu erkranken, ist für Menschen gering. Nach Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz wurde nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Gestochenen eine Infektion mit Borreliose nachgewiesen.

Dennoch zeigen Untersuchungen, dass ca. 3 Prozent der 3- bis 6-jährigen Kinder und 7 Prozent der 14- bis 17-Jährigen mindestens einmal von einer mit Borrelien infizierten Zecke gestochen wurden.

FSME:

Im Gegensatz dazu kommen Zecken, die das gefährlichere Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) viral übertragen, nur in bestimmten Risikogebieten vor. In Deutschland gibt es für FSME-Viren spezielle Zeckengebiete, dazu zählen vor allem Baden-Württemberg und Bayern, aber auch im südlichen Hessen und im südöstlichen Thüringen. Einzelne Risikogebiete, wie im Saarland der Saar-Pfalz-Kreis, in Mittelhessen Marburg-Biedenkopf, der Vogtlandkreis in Sachsen oder auch drei Landkreise in Brandenburg gehören ebenfalls dazu.

Tipp: Das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlicht in jedem Frühjahr eine aktuelle Karte mit den FSME-Risikogebieten in Deutschland.

Doch auch die genannten Risikogebiete weisen nur einen kleiner Zeckenanteil mit dem FSME-Virus auf, so dass man nach einem Aufenthalt im Freien inklusive eines Zeckenstichs durch die mini-kleinen Blutsauger nicht gleich in Panik verfallen muss. Eine akute Gefahr für Menschen besteht nicht. Im Detail bedeutet das: In FSME-Risikogebieten tragen 0,1 bis bis 5 Prozent der Zecken FSME-Viren in sich.

In den vergangenen Jahren lag die Zahl der gemeldeten FSME-Erkrankungen in Deutschland zwischen 200 und 712 Fälle pro Jahr.

FSME ist bei Kindern oft wie eine Grippe

FSME-Erreger zeigen bei Kindern meist leichtere Symptome als bei Erwachsenen und älteren Jugendlichen. Rund 1-2 Wochen nach dem Zeckenstich treten grippeähnliche Symptome mit Fieber, Kopfschmerzen, Schwindel oder Erbrechen auf. Diese halten wenige Tage an. In den meisten Fällen ist danach die Krankheit überstanden.

Bei rund 10 Prozent der Infizierten folgt nach diesem Krankheitsbild jedoch neurologische Symptome im Bereich des Gehirns. Das Tückische an FSME: Sie kann eine Hirnhautentzündung mit hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Erbrechen auslösen. Dabei werden von den Viren das Gehirn und das Rückenmark angegriffen. Bei Kindern tritt dieses seltener auf als bei Erwachsenen.

Oftmals heilt die Krankheit beim Kind – auch nach schweren Krankheitsverläufen – ohne bleibende Schäden aus.

Selten schwerer Verlauf von FSME

Bei etwa einem Viertel der erkrankten Kinder mit FSME kann sich das Krankheitsbild jedoch wenden, so dass es zu einer schweren Erkrankung kommen kann. So können bei etwa zwei von 100 erkrankten Kindern Langzeitschäden an Gehirn und Nerven, wie Lähmungen und Gleichgewichtsstörungen, auftreten. Für Jugendliche und Erwachsene steigt übrigens das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf nach Zeckenstichen.


Wanderröte ist kein zwingendes Symptom

Ein typisches Merkmal einer Borrelien-Erkrankung ist die Wanderröte an der Stelle des Zeckenbisses. Je nach klinischer Symptomatik kann die Inkubationszeit nach dem Zeckenstich stark variieren: Diese beträgt 3 bis 30 Tage (im Durchschnitt 7 bis 10 Tage).

Die sogenannte Wanderröte, hervorgerufen durch die Zecke, tritt in den meisten Fällen als typische solitäre Form auf und ist dann ein randbetonter, rötlicher Kreis mit mindestens 5 cm Durchmesser. Im Zentrum des Kreises ist häufig die Zeckeneinstichstelle zu sehen. Sie kann aber auch an anderen Körperstellen, wie Beinen, Kopf oder Hals, auftreten.

Zusätzlich sind auch hier Symptome wie Fieber, Lymphknotenschwellungen, Muskel- und Gelenkschmerzen im weiteren Verlauf der Erkrankung möglich.

Kinder richtig nach Zecken absuchen

Nach einem Aufenthalt im Wald oder auf einer Wiese sollte das Kind nach Zecken untersucht werden, um Krankheiten vorzubeugen und schnelle Hilfe leisten zu können, wenn Zeckenstiche präsent sein sollten.

Wo Zecken am häufigsten zustechen

Die häufigsten Stellen an denen sich Zecken festsaugen sind Arme, Achselhöhlen, Kniekehlen, Hals, Ohren, Kopf und der Genitalbereich. Dabei sind gutes Licht und vielleicht sogar eine Lupe wichtig, denn die mini-kleinen Zecken sind schwer zu erkennen, solange sie sich noch nicht mit Blut vollgesaugt haben.

Zecke schnell und vorsichtig entfernen

Da die Infektionswahrscheinlichkeit mit der Länge der Haftzeit der Zecke zunimmt, ist ein tägliches Absuchen der Haut des Kindes nach Zecken empfehlenswert! Denn das Risiko für die Übertragung von Viren oder Bakterien durch die Zecke steigt mit der Haftzeit von mehr als 16 Stunden deutlich an. Deswegen gilt nach einem Zeckenstich, dass die Zecke so schnell wie möglich von der Haut entfernt werden sollte, um das Risiko der Übertragung von Erkrankungen zu minimieren. Dies gelingt zum Beispiel mit einer speziellen Zecken-Pinzette oder Zeckenkarte.

Wichtig beim Entfernen der Zecke ist es diese nicht zu zerdrücken, da so Erreger aufs Kind übertragen werden. Deswegen die Zecke möglichst körpernah greifen und sie langsam aus der Haut ziehen. Dies kann ruhig 20-30 Sekunden dauern, indem man einen gleichmäßigen Zug auf die Zecke ausübt. Nach erfolgreicher Entfernung die Wunde desinfizieren.

Zeckenbiss: Wann mit dem Kind zum Arzt?

Unter normalen Umständen ist es nach einem Zeckenstich nicht nötig einen Termin beim Kinderarzt zu machen. Sollten Eltern aber eine Hautveränderung bei ihrem Kind nach einem Zeckenstich feststellen, sollte der Kinderarzt aufgesucht werden. Dieser kann entscheiden, ob eine orale antibiotische Therapie notwendig ist oder nicht.

Bei Fieber, Schmerzen und Schwellungen zum Arzt

Ebenfalls sollte Hilfe und Rat beim Kinderarzt eingeholt werden, wenn nach einem Zeckenbiss Fieber, Schmerzen oder Schwellungen im Bereich der Einstichstelle oder unklare Symptome durch den ungebetenen Besuch der Zecke auftreten.

Zusätzlich kann der Kinderarzt zu einer möglichen FSME Impfung beraten, den allgemeinen Impfschutz prüfen oder bei der Entfernung der Zecke unterstützen. In der Regel ist dieses nicht notwendig, aber wenn man als Eltern selbst unsicher ist, wie man das Entfernen der Zecke gekonnt zum Beispiel mit einer passenden Pinzette oder Zeckenkarte am Körper übernimmt, kann hier auch der Arzt passende Hilfe anbieten.

Zeckenbisse: Kinder vor FSME und Borreliose schützen

Niemand möchte gerne, dass sein Kind Zeckenstiche erhält und sich womöglich mit Krankheitserreger infiziert. Daher ist der Schutz vor Zecken das A und O.

FSME Impfung gegen Zeckenbiss:

Schutz vor FSME bietet zum Beispiel eine Impfung fürs Kind. Die Impfstoffe gegen das Virus sind allgemein gut verträglich. Häufig werden jedoch, vor allem bei jüngeren Kindern, fiebrige Reaktionen nach der Impfung beobachtet, die aber schnell abklingen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die FSME-Impfung vor allem für folgende Gruppen:

  • Personen von Risikogebieten, die zum Beispiel durch Freizeitaktivitäten im Grünen ein Zeckenstichrisiko haben.
  • Personen, die beruflich durch FSME gefährdet sind, zum Beispiel Forstarbeiter in Risikogebieten oder Laborpersonal.

Da eine Impfung beim Arzt aber nur gegen FSME möglich ist und es bisher keine Impfung zum Schutz vor Borreliose gibt, gilt es als oberste Priorität Kinder vor Zeckenstichen zu schützen.

Folgende Tipps zum Zecken-Schutz bieten Hilfe:

  • Auch wenn es Kindern schwer fällt: Sie sollten lieber auf festen Wegen bleiben, als im Unterholz oder im hohen Gras zu spielen.
  • Feste Schuhe sind auch im Sommer ratsam, damit die kleinen Zecken nicht von den Füßen an der Haut des Kindes den Körper hochkrabbeln.
  • Helle, lange Kleidung, die den Körper weitestgehend bedeckt, ist gegen Zecken empfehlenswert, da sich hierauf Zecken leichter auffinden lassen und man so Zeckenstiche rechtzeitig vorbeugen kann.
  • Hosen sollten immer in die Socken gesteckt werden. So ist die Zecke gezwungen auf der Kleidung nach oben zu laufen, was ihre Auffindung erleichtert.
  • Apotheken bieten spezielle Anti-Zecken-Sprays auch für Kinder an, die auf die Haut und ggf. auch Kleidung gesprüht werden. Bitte beachten, dass der Schutz gegen die Zecke zeitlich begrenzt ist, so dass man das Kind nach einigen Stunden erneut einsprühen muss. Einen 100%-igen Schutz bieten sie aber nicht vor einem Zeckenbiss.
  • Wie das tägliche Zähneputzen und Händewaschen sollte das Kind täglich abends nach dem Aufenthalt beim Spielen in der Natur am Körper sorgfältig nach Zecken abgesucht werden.
  • Wasser marsch: Da die Zecke nicht unbedingt sofort zusticht, kann sie durch Duschen abgewaschen werden. Aber: Das Absuchen nach Zecken ersetzt eine Dusche nicht.

Für den bestmöglichen Schutz vor einem Zeckenbiss sorgt eine Kombination verschiedener Maßnahmen.

Und wie heißt es so schön: Lieber einmal mehr kontrollieren, als einmal zu wenig!