Zecken entfernen: so machst du nichts falsch

Sie sind nur wenige Millimeter groß und extrem widerständig: Zecken. Trotz aller Vorsicht kann es besonders in den warmen Monaten zu einem unliebsamen Zeckenstich kommen. Wie du vorgehen kannst, um eine Zecke richtig zu entfernen und welche Werkzeuge dir dabei zur Verfügung stehen, erfährst du in diesem Artikel.


Zecken: Fakten zum Blutsauger

  • Zecken sind eine Unterart der Spinnen, genauer Milben, die in ausgewachsenem Stadium wie ihre Verwandten über acht Beine verfügen. Gute Läufer sind Zecken deshalb jedoch nicht. Sie sind wartende Jäger. Die Parasiten können Krankheitserreger übertragen. Weltweit sind etwa 50 verschiedene Krankheiten bekannt, die auf einen Zeckenstich zurückzuführen sind.
  • Von den über 900 weltweit zerstreut lebenden Zeckenarten leben 15 in Deutschland. Der Gemeine Holzbock ist die am häufigsten vorkommende heimische Zeckenart. Aber auch tropische Zecken wie die Hyalomma-Zecke werden immer häufiger in unseren Gefilden gesichtet. Grund dafür sind Reisen, Globalisierung und der Klimawandel.
  • Zecken durchlaufen in ihrem Leben drei Entwicklungsphasen: Larve, Nymphe und ausgewachsene Zecke. Um das jeweils nächste Stadium ihres Lebens zu erreichen, benötigt die Zecke jeweils eine Blutmahlzeit. Dabei kann sie bis zu 200 mal mehr Blut aufnehmen als sie selbst wiegt.
  • Männliche Zecken sterben nach der Paarung, die Weibchen sterben nach der Eiablage. Eine Laboruntersuchung hat ergeben, dass Zecken, die zuvor Blut gesaugt haben, bis zu zehn Jahre ohne Nahrung auskommen können. In der freien Natur leben sie zwischen drei und fünf Jahre.

Zeckenbiss oder Zeckenstich: so gelangt die Zecke ans Blut

In Zusammenhang mit den unbeliebten Parasiten wird oft von einem Zeckenbiss gesprochen. Tatsächlich beißen Zecken ihren Wirt nicht. Sie benutzen ihren Stechapparat, um an das für ihre Weiterentwicklung notwendige Blut zu gelangen. Mit ihrem Mundwerkzeug, das Scheren ähnelt, öffnet sie die geeignete Hautstelle und beginnt mit ihrem "Stechrüssel", dem Hypostom, Blut zu saugen. Dieser Vorgang wird von dem Wirt nicht bemerkt, weil die Zecke ein Betäubungsmittel absondert, das die Einstichstelle gefühllos macht.

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Vampire im hohen Gras: dort lauern Zecken

Zecken fallen, entgegen der weit verbreiteten Meinung, nicht von Bäumen. Sie lassen sich von einem vorbeigehenden Wirt abstreifen. Deshalb halten sie sich mit Vorliebe in Bodennähe auf. Sie krabbeln etwa 40 bis 80cm hoch und warten geduldig auf potentielle Opfer.

Wer bei einem Waldspaziergang durch hohes Gras streift oder während einer Wanderung querfeldein läuft, riskiert schnell einen Zeckenstich. Auch Wälder und Überschwemmungsgebiete sind für die Zecke geeignete Lebensräume.

Im Winter verharren Zecken in Laub, Unterholz und Schnee. Es ist ein Irrtum, anzunehmen, dass Zecken in den kalten Monaten nicht aktiv seien. Ab Temperaturen von 5 Grad sind sie auf der Suche nach einem Wirt. Die Spinnentiere sind ohnehin kälteunempfindlich. In einem Gefrierfach würden sie bei -12 Grad bis zu 24 Stunden überleben.

Zeckenstich: eine Gefahr für die Gesundheit

Zecken können durch ihren Stich Krankheiten auf Menschen und Tiere übertragen. Darunter die Frühsommer Meningoenzephalitis, kurz FSME, und Borreliose, auch Lyme Borreliose oder Lyme Krankheit genannt.

FSME

FSME ist ein Infekt, der durch Viren verursacht wird. Er äußert sich durch diffuse Krankheitsanzeichen wie Fieber, Gelenk- und Kopfschmerzen. In akuten Fällen entzünden sich Hirn und Hirnhaut. Auch das Rückenmark kann betroffen sein. Um eine sichere Diagnose zu erhalten, führt der Arzt eine Blut- oder Hirnwasseruntersuchung durch. Die Behandlung richtet sich deshalb gegen die Symptome und nicht gegen die Krankheit selbst.

Borreliose

Diffuse Krankheitssymptome nach einem Zeckenstich können auch auf eine Borreliose Infektion hinweisen. Der Erreger, das Bakterium Borrelia burgdorferi, wird frühstens 24 Stunden nach dem Stich übertragen.

Wanderröte (Erythema migrans) ist ein eindeutiges äußeres Anzeichen für eine Borreliose. Der rote Ring kann sich bis zu einem Monat nach dem Zeckenstich um die Einstichstelle bilden. Er wird nach innen hin heller und grenzt sich scharf von der umliegenden Haut ab.

Da es sich bei einer Borreliose um einen bakteriellen Infekt handelt, kann sie mit Hilfe von Antibiotika behandelt werden.

So gehst du am besten vor, wenn du eine Zecke entdeckst

Wenn du eine Zecke entdeckst, die sich bereits festgebissen hat, bewahre Ruhe. Zwar ist eine schnelle Entfernung im Zuge deiner Gesundheit wünschenswert, doch hektisches Handeln kann die Zecke stressen und die Gefahr vergrößern, dass sie über ihren Speichel Krankheitserreger überträgt.

Im nächsten Abschnitt erfährst du, welche Hilfsmittel du auf Spaziergängen und Ausflügen in die Natur stets dabeihaben solltest.

Zecke entfernen: diese Werkzeuge können dir helfen

Bei der Zeckenentfernung kommt es auf Präzision an, um Kopf und Körper nicht voneinander zu trennen oder das Tier unnötig zu reizen. Zecken richtig entfernen geht mit dem geeigneten Hilfsmittel schnell und unkompliziert. Sie nehmen kaum Platz weg und sind ohne große Vorbereitung einsatzbereit. Sicherheitshalber solltest du sie vor und nach jeder Nutzung desinfizieren.

Zeckenkarte

Die Zeckenkarte im praktischen Scheckkartenformat lässt sich problemlos verstauen und nimmt unterwegs keinen Platz weg. Die Karte wird flach an die angesogene Zecke herangeschoben und durch eine Aussparung "herausgehebelt". Sie funktioniert am besten auf flachen Hautflächen wie dem Bauch, den Beinen oder dem Rücken. Die Zeckenkarte eignet sich gut für die Zeckenentfernung bei einem Kind.

Zeckenlasso / Zeckenschlinge

Die Zeckenschlinge, auch Zeckenlasso genannt, funktioniert ähnlich wie ein Kugelschreiber. Durch einen Knopf am oberen Ende wird die Schlinge am unteren Ende geweitet und um die Zecke gelegt. Der Knopf wird losgelassen und die Schlinge schließt sich hautnahe um die Zecke. Nun kann sie durch einen Ruck entfernt werden.

Vereisungsspray

Das Vereisen ist eine simple und schnelle Methode, die die Zecke nicht stresst, da sie sofort schockgefrostet wird. Der Überraschungsmoment soll verhindern, dass Borreliose Bakterien an den Wirt abgegeben werden. Nach der Applikation fällt die Zecke entweder von selbst ab, oder sie kann mit einer Zeckenzange oder Zeckenpinzette entfernt werden.

Zeckenpinzette

Eine Zeckenpinzette unterscheidet sich durch ihre speziell geformte, gebogene Spitze von einer herkömmlichen Pinzette. Dank ihrer Form kann die Zecke so nahe wie möglich an der Haut gegriffen und entfernt werden. Zeckenpinzetten sind eine gute Wahl, wenn die Zecke an einer runden Stelle wie der Achselhöhle oder Kniekehle sitzt.

Zeckenzange

Zeckenzangen sind ein beliebtes Instrument, um Zecken entfernen zu können. Sie ist besonders für bereits vollgesogene Zecken empfehlenswert. Der vorne gespaltene Teil der Zange wird möglichst dicht um den Kopf der Zecke geschoben und geschlossen. Durch einen Ruck wird die Zecke entfernt.


Vermeide diese Fehler bei der Zeckenentfernung

Verzichte bei der Entfernung von Zecken auf Drehbewegungen oder Quetschen. Das Spinnentier fühlt sich gestresst und sondert mehr Speichel ab.

Außerdem sollte eine Zecke nicht mit Mitteln wie Öl, Nagellackentferner oder Benzin beträufelt werden. Diese Behandlung führt ebenfalls zu Stress. Außerdem kann die Zecke auf diese Weise nicht abgetötet werden. Das sollte sie nach Möglichkeit erst, nachdem sie vom Wirt entfernt worden ist.

Benutze weder Finger noch Fingernägel, um die Zecke aus der Haut zu entfernen. Dadurch können Bakterien in den Stichkanal gelangen und eine Entzündung verursachen.

Der Kopf ist abgerissen: Was du tun kannst

Falls bei der Zeckenentfernung ein Teil der Zecke an der Stichstelle zurückbleibt, handelt es sich dabei selten um den Kopf und meist um Teile des Stechapparates. Dies kann vor allem bei einer Drehbewegung vorkommen. Du kannst versuchen, den in der Haut verbliebenen Teil der Zecke mit Hilfe einer Pinzette zu entfernen. Sollte eine Entfernung nicht möglich sein, wird die Haut den Fremdkörper mit der Zeit von alleine abstoßen. Behalte den Stich im Auge und desinfiziere ihn. Möglicherweise bildet sich eine kleine Entzündung.


In diesen Fällen ist ein Arztbesuch ratsam

Um auszuschließen, dass Krankheitserreger wie Frühsommer Meningoenzephalitis oder Lyme Borreliose übertragen worden sind, solltest du die Stichstelle mindestens drei Wochen weiterhin beobachten. Treten Krankheitssymptome oder eine Wanderröte auf, ist es an der Zeit, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.

Falls du Probleme bei der Entfernung hast, kannst du ebenfalls eine Praxis aufsuchen. Dies sollte jedoch so schnell wie möglich geschehen und nicht aufgeschoben werden.

Zecken richtig entsorgen: so gehts

Die kleinen Blutsauger sind außerordentlich zäh. Sie können bis zu drei Wochen im Wasser überleben. Wenn du eine Zecke in der Toilette herunterspülst, wird sie vermutlich keinen Schaden nehmen. Ein Waschmaschinengang mit bis zu 40 Grad kann ihnen übrigens auch nichts anhaben.

Feuer, Desinfektionsmittel und 70-prozentiger Alkohol haben sich als effektivste Lösungen erwiesen, um einer Zecke den Gar auszumachen. Da die Blutsauger auch in der Wohnung überleben können, solltest du sichergehen, dass sie sicher entsorgt wird.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Zeckenstiche

Ganz verhindern kannst du einen Zeckenstich leider nicht, aber du kannst das Risiko senken indem du einige Vorsichtsmaßnahmen befolgst.

Auf heller Kleidung werden Zecken schneller entdeckt