Der Zeckenbiss: erkennen und vorbeugen

Zecken sind klein und leicht zu übersehen. Dennoch stellen die winzigen Krabbeltiere ein Risiko für die Gesundheit von Menschen und Tieren dar. Zecken können durch ihren Stich Infektionskrankheiten wie Lyme Borreliose und die Frühsommer Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Wie du Zeckenbiss Symptome frühzeitig erkennst, erfährst du in diesem Artikel.


Wissenswertes rund um die Zecke

  • Zecken sind achtbeinige Verwandte der Spinnen und gehören zu der Unterkategorie der Milben. Weltweit sind über 900 verschiedene Zeckenarten bekannt. In Deutschland leben über 15 davon. Der überwiegende Teil ist sehr selten. Die am häufigsten in Deutschland vorkommende Zecke ist der Gemeine Holzbock. Auch die Braune Hundezecke und die Auwaldzecke sind hierzulande weit verbreitet. Bedingt durch Klimawandel und Globalisierung gelangen immer wieder auch tropische Zecken wie die Hyalomma-Zecke nach Deutschland.
  • Sie erkennen ihre Opfer an der ausgestrahlten Körperwärme und dem ausgeatmeten Kohlendioxid. Über feine Tasthaare und das Hallersche Organ, das wie eine Nase funktioniert, orientieren sie sich in der Natur. Dank spezieller Haftpolster an ihren Beinen können die Spinnentiere auch auf glatten Oberflächen wie Glas laufen und klettern.
  • Obwohl Zecken mit ihrer maximalen Größe von sechs Millimetern auf den ersten Blick nicht besonders bedrohlich wirken, stellen sie für Mensch und Tier eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Über ihren Speichel können Zecken Krankheitserreger auf ihren Wirt übertragen.

Wann und wo ist das Risiko für einen Zeckenbiss besonders hoch?

Zecken sind vorwiegend in den warmen Monaten von März bis Oktober aktiv. Die Tiere sind zäh. Temperaturen bis zu minus zwanzig Grad können sie problemlos überleben. In der kalten Jahreszeit überwintern sie in Laub und unter Schneeschichten. Dort verharren sie bis der Frühling anbricht. Obwohl sie im Winter weniger aktiv sind, kann es dennoch zu einem Zeckenbiss kommen.

Sie leben bevorzugt in hohem Gras, Buschwerk und im dichten Unterholz. Da Zecken Wasser zum Überleben benötigen, siedeln sie sich auch gerne in Überschwemmungsgebieten und Waldrändern an und sind nach regnerischen Sommertagen besonders aktiv.


Der Zeckenbiss: Symptome richtig deuten

Entgegen der viel verbreiteten Annahme, Zecken würden beißen, nutzen die kleinen Spinnentiere einen Saugrüssel, um an das Blut ihres Wirtes zu gelangen. Zunächst öffnen sie mit ihrem scherenähnlichen Mundwerkzeug die Haut an einer geeigneten Stelle auf, dann stechen sie mit ihrem Rüssel zu und saugen sich bis zu sieben Tage fest. Zecken bevorzugen dünne, gut durchblutete Haut. Hals, Achselhöhlen, Kniekehlen, Ellenbeugen und der Genitalbereich sind bei den Blutsaugern besonders beliebt.

Hast du dich schon einmal gefragt, weshalb du die Zecke während des Stechens nicht bemerkst? Die Spinnentiere sondern über ihren Speichel ein Betäubungsmittel ab. Der Wirt bemerkt die Zecke deshalb nicht, obwohl ihr Vorgehen wesentlich brachialer ist als das anderer Insekten.

Wer die Zecke nicht direkt beim Blutsaugen erwischt, für den sieht ein Zeckenstich einem Mückenstich zum Verwechseln ähnlich. Eine leichte Rötung oder Schwellung direkt nach dem Stich ist völlig normal und kein Grund zur Sorge. Allerdings können noch Wochen später Symptome auftreten. Welche das sind und wann du besser eine ärztliche Meinung einholen solltest, erfährst du im nächsten Abschnitt.

Wann du einen ärztlichen Rat einholen solltest

Beschwerden, die auf eine Infektion mit FSME Viren oder Borreliose Bakterien hindeuten, können bis zu vier Wochen nach dem Zeckenstich auftreten. Zeckenbiss Symptome können grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sein. Betroffene bringen die diffusen Krankheitserscheinungen selten mit dem vorangegangenen Stich in Verbindung.

Wenn sich um die Einstichstelle eine sogenannte Wanderröte (Erythema migrans) ausbreitet, ist eine ärztliche Untersuchung notwendig. Ein abgegrenzter roter Kreis, der bis zu einem Monat nach dem Zeckenstich auftritt, deutet auf eine bakterielle Infektion hin, die medikamentöser Behandlung bedarf.

Verliere den Zeckenstich nicht aus den Augen!

Um den mikroskopisch kleinen Stich weiter beobachten zu können, kannst du die Stichstelle mit einem wasserfesten Stift markieren. So fallen Veränderungen der Stelle frühzeitig auf. Schreibe dir außerdem auf, wann du den Stich bemerkt hast. So ist es für deinen Arzt/deine Ärztin leichter, eine Diagnose zu stellen.

parallax background

Was sind Borrelien?

Borreliose ist eine Krankheit, die auch als Lyme Krankheit oder Lyme Borreliose bezeichnet wird. Einige Zecken übertragen über den Zeckenstich die spiralförmigen Borrelia burgdorferi Bakterien, die für Borreliose verantwortlich sind. Den Spinnentieren selbst kann die Krankheit nichts anhaben. Die Erreger sitzen in ihrem Mitteldarm, weshalb es nicht sofort nach dem Stich zu einer Verbreitung der Borreliose kommt. Es dauert ein bis zwei Tage, bis eine Übertragung stattfinden kann.

Der Verlauf der Lyme Borreliose ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die Haut, die Augen, die Gelenke und das Herz können betroffen sein. Wenn die Borreliose das Nervensystem angreift, handelt es sich um eine sogenannte Neuroborreliose. Hirn und Nervenbahnen werden durch die Bakterien belastet.

Die Wanderröte ist das eindeutigste Zeichen einer Borreliose Erkrankung. Dabei handelt es sich um einen mindestens 5 Zentimeter großen hellroten Kreis, der zur Mitte hin blasser wird. Er tritt einige Tagen bis Wochen nach dem Stich auf und ist nicht geschwollen oder übermäßig erwärmt. Gelenke wie das Knie- oder Ellenbogengelenk können schmerzhaft anschwellen und eine Rötung aufweisen.

Nicht alle Patienten und Patientinnen sind von der Erythema migrans oder Schmerzen in den Gelenken betroffen. Viele stellen keine Veränderung ihrer Gesundheit fest. Es ist möglich, dass erste Beschwerden noch Monate oder Jahre nach dem Stich auftreten oder ganz ausbleiben.

Mit Borreliose infizierte Menschen sind nicht ansteckend.

Wie wird eine Borreliose diagnostiziert?

Die Diagnostik erfolgt durch eine körperliche Untersuchung sowie eine Laboruntersuchung des Blutes. Der Körper bildet während der bakteriellen Infektion Antikörper. Diese sind ab der dritten Woche nach der Ansteckung durch spezielle Tests nachweisbar. Schnelltests sind zwar verlockend, gelten jedoch als nicht sehr zuverlässig.

Antikörper sind kein Anzeichen für eine aktive Infektion und manifestierte Borreliose. Sie deuten lediglich auf Kontakt mit einer Borreliose tragenden Zecke hin. Laut einer Statistik des RKI wurden 7% der 14- bis 17-Jährigen mindestens einmal von einer mit Borrelien infizierten Zecke gestochen.

Wie wird Lyme Borreliose behandelt?

Die Heilungschancen von Borreliose sind sehr hoch. Bei zwei von 100 Menschen kommt es zu einer Folgeerkrankung, der Lyme-Arthritis. Die Bakterien greifen die Gelenke an und es entstehen entzündete Schwellungen. Auch Entzündungen der Haut und des Herzens können in sehr seltenen Fällen chronisch werden.

Um Borreliose zu heilen, verschreibt der Arzt oder die Ärztin Antibiotika. Um die volle Wirkung zu erzielen, müssen die Medikamente wie vorgeschrieben bis zum Ende eingenommen werden. Der Zeitraum umfasst etwa 14 Tage. Die Neuroborreliose wird ebenfalls mit Antibiotika behandelt.

Eine überstandene Borreliose Infektion ist kein Schutz vor einer erneuten Ansteckung. Menschen können sich untereinander nicht anstecken.

Wie verbreitet ist Borreliose in Deutschland?

Der Anteil von Lyme Borreliose übertragenden Zecken schwankt laut Informationen des Robert-Koch-Institutes (RKI) selbst in Risikogebieten stark. Der Anteil kann bis zu 30 Prozent betragen.

Auch wenn nur ein geringer Anteil der Betroffenen tatsächlich erkrankt, konnten in einem Test bei bis zu 5,6% Menschen, die von einer Zecke gestochen worden sind, Antikörper im Blut nachgewiesen werden. Obwohl die Zahlen auf den ersten Blick gering scheinen, handelt es sich bei Lyme Borreliose um eine ernstzunehmende Krankheit. Den Zahlen nach am höchsten ist die Ansteckungsgefahr in Bayern.

Wiederkäuer schützen vor Borrelien

Zecken, die zuvor einen Wiederkäuer oder eine Zauneidechse gestochen haben, können keine Borrelien mehr auf den Menschen übertragen. Dieser Effekt wurde bereits in den 90er Jahren von Forschern beobachtet. Was hinter diesem faszinierenden Vorgang steckt, ist bislang nicht erforscht, doch es scheint, als funktionieren Tiere wie Rehe, Kühe und Ziegen als eine Art "Zwischenreinigung".


Was ist FSME?

Die Frühsommer Meningoenzephalitis, kurz FSME, ist eine virale Erkrankung, die ebenfalls von Zecken übertragen wird. Bei FSME handelt es sich um eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Im Gegensatz zu Borreliose kann die Übertragung der Viren sofort nach dem Ansaugen der Zecke stattfinden.

Krankheitssymptome wie Fieber, Erbrechen und Schwindel, die ein bis zwei Wochen nach einem Zeckenstich auftreten, können auf eine FSME Infektion hindeuten. Da es sich dabei um uneindeutige Symptome handelt, bringen Patienten und Patientinnen sie oftmals nicht mit einem Zeckenbiss in Verbindung. Die Erkrankung tritt in zwei Phasen auf. In der ersten Phase halten die Betroffenen den Infekt für eine Grippe. In der zweiten Phase kann das Virus auf Gehirn und Rückenmark übergreifen und dort Entzündungen hervorrufen.

Der Großteil der Betroffenen durchläuft die Infektion beschwerdefrei. Es gibt allerdings Fälle, in denen Nachwirkungen wie Leistungsabfall, Gefühlsschwankungen und Lähmungserscheinungen über Monate anhalten. Einer von 100 Betroffenen stirbt durch den Befall des Nervensystems.

Wie verbreitet ist FSME in Deutschland?

In FSME-Risikogebieten in Deutschland, die vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, Thüringen und Sachsen liegen, sind prozentual wenige Zecken Überträger der Viren. Der Anteil liegt bei 0,1% bis zu 5%. Trotz ihres geringen Aufkommens ist FSME eine ernstzunehmende Krankheit, die schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann.

Wie wird FSME diagnostiziert?

FSME wird durch eine Untersuchung des Blutes oder des Gehirnwassers festgestellt. Die Flüssigkeiten werden auf die vom Körper gebildeten Antikörper überprüft. Die Tests sind frühstens zwei bis vier Wochen nach der Infektion aussagekräftig.

Wie wird FSME behandelt?

Da Antibiotika bei FSME Viren nicht anschlagen, kann der Arzt oder die Ärztin nur die Symptome der Krankheit behandeln. FSME selbst kann bislang nicht behandelt werden.

Es gibt eine Schutzimpfung gegen die Frühsommer Meningoenzephalitis. Für einen vollständigen Impfschutz sind drei Spritzen notwendig, die im Abstand von einigen Monaten gegeben werden. Nach der dritten Impfung besteht ein 99%iger Schutz. Ein spezieller Kinderimpfstoff schützt Kinder ab einem Jahr. In Risikogebieten wird die Impfung für Bevölkerung und Reisende empfohlen.


Die Lebensstadien von Zecken: wann kann sie Krankheiten übertragen??

Zecken durchlaufen im Laufe ihres Lebens drei Stadien. Sie entwickeln sich durch Blutmahlzeiten von der Larve zur Nymphe bis hin zur ausgewachsenen Zecke. Im Larvenstadium sind Zecken so klein, dass sie mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Dennoch können sie bereits Menschen stechen und Infektionskrankheiten übertragen. Aufgrund ihrer Größe entscheiden sie sich jedoch vorwiegend für Mäuse oder Igel als Wirte. Weniger als ein Prozent der jungen Zecken trägt zu diesem Zeitpunkt bereits Lyme Borreliose Erreger in sich.

Das Risiko, Krankheitsüberträger zu sein, steigt bei Zecken im Verlauf ihres Lebens. 15 bis 20 Prozent der Nymphen und etwa 30 Prozent der erwachsenen Zecken tragen Borreliose Bakterien in sich. Auch FSME kann bereits von Larven übertragen werden.

Zeckenstichen vorbeugen: diese Maßnahmen helfen

lange helle Klamotten

Helle Kleidung schützt zwar nicht direkt vor einem Zeckenstich, aber sie vergrößert die Wahrscheinlichkeit, die Zecke noch vor dem Zustechen zu entdecken.

geschlossene Schuhe

Der Fuß- und Wadenbereich liegt in der für die Zecke idealen Höhe, um sich von einem vorbeigehenden Menschen abstreifen zu lassen. Um es der Zecke schwerer zu machen, eine geeignete Stichstelle zu finden, können geschlossene Schuhe hilfreich sein. Außerdem können die Hosenbeine in die Socken gesteckt werden.


Körper immer gründlich absuchen

Keine Schutzmaßnahme ersetzt das gründliche Absuchen des Körpers. Auch bei langer Kleidung oder Insektenspray können Zecken auf den Körper gelangt sein. Es ist wichtig, sie früh genug zu entdecken, um einen Zeckenstich zu verhindern. Borreliose wird in der Regel erst nach frühestens 24 Stunden übertragen. Je schneller eine Zecke gefunden wird, desto besser. Brich das Absuchen nicht ab, nachdem du eine Zecke gefunden hast. Es ist möglich, von mehreren der Parasiten gestochen zu werden.

Ergänzend bietet es sich an, nach dem Aufenthalt in einem mutmaßlichen Zeckengebiet zu duschen. Da die Parasiten nicht sofort zustechen, sondern zunächst nach einer geeigneten Stelle suchen, können sie unter der Dusche möglicherweise abgewaschen werden. Danach solltest du dich zur Sicherheit dennoch gründlich absuchen.

Zeckenbisse: so leistest du Erste Hilfe

Am besten werden Zecken entdeckt ehe sie vollgesogen und satt sind

Trotz aller Vorsicht, zu einem Zeckenstich kann es immer kommen. Bereite dich deshalb darauf vor. Bei einem Ausflug in die Natur solltest du folgende Dinge bei dir tragen, um im Zecken-Notfall schnell handeln zu können:

Das solltest du beim Entfernen einer Zecke vermeiden

Wenn du eine Zecke entdeckst, solltest du zwar schnell handeln um eine Infektion zu vermeiden, aber nicht die Ruhe verlieren. Achte darauf, einige der oben gelisteten Hilfsmittel mit sich zu führen, um zu vermeiden, die Zecke mit den Fingern entfernen zu müssen. Dadurch können Bakterien und Schmutz in die Wunde gelangen. Außerdem kann die Zecke sich durch zu grobes Anfassen gestresst fühlen und die Borreliose und FSME Krankheitserreger über ihren Speichel abgeben. Quetschen, Zerren und Drehen führt ebenfalls zu einer Stressreaktion des Blutsaugers.

Verwende keine Mittel wie Nagellackentferner, Öl oder Benzin, um die Zecke zu töten. Die Übertragung von Krankheiten kann so beschleunigt werden. In erster Linie gilt es, die Zecke sicher zu entfernen. Im zweiten Schritt kann sie unschädlich gemacht werden.

Im Zweifel kann die Entfernung der Zecke durch einen Arzt oder eine Ärztin sinnvoll sein. Zum Beispiel, wenn die Stelle des Stiches schwer zu erreichen ist oder du dir eine Selbstentfernung nicht zutraust.

Der Kopf ist abgerissen: was nun?

Bestenfalls werden die Zecken vollständig entfernt. Es kann jedoch vorkommen, dass ein Teil des Stechapparates vom Körper getrennt wird. Du kannst versuchen, den Kopf mit der Zeckenpinzette zu entfernen. Sollte dir das nicht gelingen, kann der Kopf auch in der Wunde verbleiben. Mit dem Schließen der Hautschicht wird er abgestoßen. Währenddessen kann es zu einer leichten Entzündung kommen. Eine Gefahr für deine Gesundheit besteht nicht.